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Dunkle Zeiten brauchen dunkle Biere. Darum hat jetzt nicht nur das Bockbier Saison, sondern vor allem auch dunkle Bockbiere. Eine alte, bisher viel zu wenig geschätzte Biersorte. Mit dem US-geprägten Craftbeertrend wird alles stärker eingebrauute heutzutage „Imperial“ genannt, angelehnt an das „Imperial Stout“ das angeblich zu Ehren der russischen Zarin in England des 18. Jahrhunderts gebraut wurde. Ein guter deutscher dunkler Bock kann da aber bei meist kleinerem Preis locker mithalten. Ich stelle ein paar unbekanntere vor allem aus meiner Heimatregion (im weitesten Sinne) vor, wo das Dunkle und der Bock eine lange Tradition haben – wenn er auch nicht von dort kommt. Die Geschichte besagt, dass der Begriff Bock nichts mit männlichen Vierbeinern zu tun hat, sondern vom niedersächsichen Einbeck kommt, aus der man sich in München bei Hofe mit „Ainpöckisch Bier“ hat beliefern lassen.

Neben der Malzsüße und dem höheren Alkoholgehalt zeichnet sich ein dunkler Bock vor allem durch seine Röstnoten aus.

Bockbiere-230311Engel Bock Dunkel: Die Brauerei aus Crailsheim ist eine der Trizillionen „Braumanufakturen“ und bietet in einer Schraubverschlussflasche einen dunklen Bock, den ich als „Einstiegerbock“ bezeichne. Die Röstaromen sind dezent, den Alkohol (7,2 % vol.) schmeckt man. Das Engel bietet eine zurückhaltende Süße, der Hopfen darin gut eingebettet. Keine komplexe Aromenvielfalt oder Intensität. Kaltgetrunken ein erfrischender dunkler Bock, der im Vergleich aber fast etwas laff daherkommt. Ein dunkles für die milden Wintertage, von denen es so viele bisher gab.

Willinger BockbierWillinger Bockbier: Das „Stärkste im Stall“ (6,2 % vol) aus dem hessischen Sauerland und nach eigener Angaber zwischen Hell und Dunkel: Rotbraun in der Farbe, schöner feiner Schaum, um dann mit knackigen Röstaromen und einer herben Note zu überraschen. Wenig Süße und klare Frische. Das Sauerland lässt grüßen – denn dort ist man sonst ja auf seine Pils-Tradition. Auch wenn diese heute vor allem durch die  Massenproduktion von Veltins und Warsteiner bekannt ist.

Bockbiere-2Herbsthäuser Schwarzer Schwan: Das Bockbierfest am Vatertagswochende der Familienbrauerei über dem Taubertal ist Tradition und Kult in der Region, sozusagen der Wasen oder das Oktoberfest für den Tauberfranken mit all den dazugehörigen Höhen und Tiefen. Der Schwarze Schwan, wie der dunkle Bock dort genannt wird, ist in der Tat eine Überraschung: Feinperlig selbst aus der Flasche, malzig und mit intensiv würzigen Röstaromen, die alle Bitternoten gut einbetten. Die Süße ist angenehm dezent, die Optik sehr dunkel, die 7 % vol stören kein bisschen – ein runder gelungener Bock. Gefährlich süffig.

Barrel Bock EtikettWelde Bourbon Barrel Bock: Noch eine Braumanufaktur. Die Brauerei aus der Nähe des kurpfälzischen Schwetzingen kann nicht nur Marketing: Die kurvenreiche Flasche des Welde No. 1 wurde mit Nacktmodel eingeführt, später kamen Kunstflaschen, rosa Bierkästen und Weizenbierkriege dazu. Und die Brauerei ist auch auf den Craftbeer-Zug aufgesprungen: Der Boubon Barrel Bock vereint die traditionelle deutsche Biersorte mit der Fassreifung in Bourbon-, Rum- Tequila-Fässen. Ist zwar kein dunkler, wollte ihn aber nicht vorenthalten. Die süßlichen Bourbon-Aromen strömen sofort in die Nase, am Gaumen entfalten sie sich weiter und bekommen Gesellschaft durch Süße und Frucht des Tequilas, Rums und Bocks. Kohlensäure und Hopfen liefern die Frische und machen den Bock überraschend leicht. Alkohol? Ach so: 6,5 % vol.