Es ist Fußballeuropameisterschaft und am üblichen Freitag war statt Blind Whisky Tasting das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland angesagt. Darum haben wir den kickenden Kerlen den Vortritt gelassen und deutsche und schottische Whisky danach verkostet. Zeigt sich der Scotch dabei als Maß aller Dinge? Wer verwandelt, wer nicht? Als zusätzliche Kategorie haben wir darum beim Tasting die Wertung „Tor oder nicht Tor“ eingeführt.

15. Juni 2024

34-1 Slyrs FC Bayern München Weißbierfass gereift

Tor? Leicht abgefälscht, aber drin!

Bayrischer Malt Whisky: Den Whisky ohne Altersangabe hat die Brennerei vom Schliersee gemeinsam mit dem FC Bayern München kreiert. Er reifte drei Jahre in amerikanischer Weißeiche, bevor er das Finish für sechs Monate in Weißbierfässer der Ayinger Brauerei erhielt. Im Glas zieht der Whisky Schlieren und duftet sommerlich nach Mango und Mandeln. Etwas Finonote trägt nachdem er eine leicht stechende Alkoholspitze überwunden hat zur sommerlichen Frische bei. Auch am Gaumen bleibt er sommerlich, fast schon frühlingshaft leicht, fein floral mit feinem Obst ohne Sprit, schlank mit Säure und Schärfe am Gaumen. Auf der Zunge ist er sehr rund und vanillig-süß. Wir entdecken helles Holz, Pfirsich und Popcorn. Hinten raus wird er sehr salzig. 40%

34-2 Salzatal Single Grain

Kein Tor!

Sachsen-Anhaltinischer Whisky. Der süßlich-säuerliche Duft in Kombination mit Schlauchboot, intensiver Flinke Flasche und Kleister wehrt uns erst einmal ab. Etwas chinesischer Pflaumenwein finden wir dann doch. Ist es Whisky oder eher ein Obstbrand? Es ist ein Single Grain, mit dem wir auch geschmacklich nicht zurecht kommen. Erst etwas Plastik, dann Pflaumenoten, Tannenzapfen, Holzfass, fruchtig aber sprittig. Wir kommen hier nicht ins Spiel. 43 %

34-3 Knockando 21 Master Reserve

Klares Tor auf Champions League Niveau!

Speyside Single Malt. Feines Karamell, der Duft von süßem Rum und reifen Bananen – wenn auch leicht künstlich – umschmiegt die Nase. Dazu kommt Sherry, reifer Apfel eine leichte Schärfe und ein Hauch Rauch. Geschmacklich setzt der 21jährige von der Speyside daran an: Etwas feiner Rauch – wunderbar dreckig von Holzkohle – und deutlich reife Banane, dunkles Holz. Der Scotch ist reichhaltig, sanft und cremig mit einem langen Nachhall und spielt sich damit in die Champions League. 43 %

34-4 Salzatal

Kein Tor. Das Zusammenspiel passt nicht.

Sachsen-Anhaltinischer Single Malt: Acht Jahre – vier in Wein- und vier Sherry-Fässern – reifte der Single Malt. Wir schmecken frisch vulkanisierten Gummi, sind an Autoreifen im Schlamm erinnert. Oloroso-Noten sind das. Salz, Süße und altes Holz, aber so recht rund läuft es nicht zusammen. Geschmacklich kommt er süß mit Lakritz und kräftiger Anisnote daher. Etwas Schärfe, die ins Pelzige geht. Dann bitter und wieder Salz. Im Nachklang leicht muffig. 43 %

34-5 Gouden Carolus Blaasveld Broek

Da beim Fußball mit dem Schiri immer auch eine dritte Nation auf dem Platz steht, haben wir uns ebenfalls einen gegönnt. Er spielt sich souverän ein Tor heraus.

Belgischer Single Malt: Gouden Carolus ist eine belgische Brauerei, die auch Whiskys brennt. Der blassen Farbe begegnen wir erst einmal zurückhaltend. Doch dann zeigt der Belgier, was er kann. Vanillin und Rauch erschnuppern wir in guter Ausgewogenheit. Helles Fichtenholz und frische Mettenden kommen uns in den Sinn. Die Rauchnote stammt von selbst getrockneten Torf aus dem Naturschutzgebiet „Het Broek“, wo sich die Brennerei befindet und damit gemälzter Gerste. Auch am Gaumen zeigt sich der Single Malt super weich, fast vanillig- Er schmeckt deutlich stärker nach Rauch als in der Nase, bleibt aber noch fein mit einem leichten Hanfgeschmack, Tabak und etwas Leder. Sehr schöner Körper. 46 %

34-6 Bowmore Vault No 1 First Release

Krachend versenkt: Tor!

Islay Single Malt: Der Duft von Moschus steigt uns als erstes in die Nase. Dann etwas Pattex und Flinke Flasche gepaart mit Pfeffer, einer süßlichen Leimnote, Jod, Leder, Kokos und Rauch. Geschmacklich empfängt uns eine frisch gemähte Wiese mit Klatschmohn und weiteren floralen Noten. Eine aromatische Schärfe von Szechuanpfeffer gesellt sich dazu. getrockneter Seetang, Leder und Tabak, Holzrauch und verbranntes Gummi, leiten den langen Abgang mit aromatischer Schärfe ein. Der erste Single Malt aus der Vault soll eigentlich die salzigen Atlantiknoten herausarbeiten. Die haben wir so gar nicht gefunden. Aber dennoch gefällt uns dieser kantige Islay sehr. Und den hohen Alkoholgehalt hat keiner von uns herausgeschmeckt. 51,5 %

34-7 St Kilian Peated Rich & Smoky

Noch ein Tor!

Deutscher Single Malt: St Kilian aus dem churfränkischen Rüdenau bieten den Rich & Smoky ohne Altersangabe an. Das getorfte Gerstenmalz kommt dafür aus den schottischen Highlands. Der Whisky reift anschließend in ehemaligen Bourbonfässern sowie in Pedro Ximenez und Oloroso Sherry-Fässern. In der Nase haben wir zunächst Möbelpolitur, Süße, Moschus und heißen Rauch mit Kräuter und gelben Früchten. Etwas angebranntes Gummi und verbranntes Plastik ist auch dabei. Der Geschmack mit seiner vanilligen Süße erinnert an Sirup mit Rauch. Der Single Malt schmeckt sehr salzig, Karamell ist dabei, Zitrus und etwas getrocknete Alge. Ledrig wird er und das bleibt auch im Nachhall. 46 %

34-8 Slyrs 5 Jahre – 2016 Horst Sauer Edition/Silvaner Faß Finish

Wie im Fußball haben wir uns auch einen Elfmeter gegönnt. Und verwandelt!

Bei dieser Edition vom Schliersee erfährt der Standard-Slyrs in einem Weinfass des renommierten fränkischen Weinguts Horst Sauers für drei Jahre weiterreifen. Aber nicht irgendein Weinfass, sondern das der 2016er Silvaner-Beerenauslese vom Escherndorfer Lump – ein Ausnahmejahrgang von der Ausnahmelage der fränkischen Leitrebsorte.

Bayrischer Single Malt: Sirup-süß ist der erste Eindruck mit frischem Kräutertee, marrokkanische Minze auf einer angenehmen Cremigkeit. Geschmacklich entdecken wir Lakritze, verbranntes Karamell, getoastetes Holz, wieder Minze und dazu dunkle Zartbitterschokolade. Das alles gibt dem Single Malt einiges an Körper und Komplexität ohne dass er seinen schlanken Eindruck verliert. Was ist da mutmaßlich Silvaner? Das könnten die Kräuter, die Zitrusnote und die Cremigkeit sein. Ein gelungener Whisky fürs #Silvanerdiary 43 %